über eine Band

Tubis Trio

12on14 Jazz Club / Warschau, 04 März 2017

‘’… das wesentlichste für mich ist das Übertragen der Emotionen. Ich erlebe jedes Konzert tief und ich freue mich live spielen zu dürfen. Ich fokussiere mich ausschließlich auf die Musik, lasse mir die völlige Freiheit geben und ich greife die Spontaneität des Momentes. Das Publikum lässt sich verzaubern und reagiert immer lebhaft…“

Anfangend bravourös mit „Monday on My Way“ bestätigte Maciej Tubis sofort die oben erwähnten Worte, dem Publikum die Narrationsart aufzuzwingend, die nach manchen dem berühmtem E.S.T ähnlich ist. Die bezaubernde Tubis-Technik wird wiederum oft mit Brad Mehldaua vergleichen.

Allerdings reichte es nur einige Werke anzuhὄren, um all diese Vergleiche auf Seite zu legen. Das Niveau der Klavierkunst, dabei die außergewöhnliche Fähigkeit der Klangschattierung, wie z.B. in der phänomenalen Ballade „It’s Beautiful Winter Out There“, als auch die Motorik der linken Hand in der raffinierten Komposition „Tokio“ lässt uns eine Verknüpfung mit einem Jazz Genie aufkommen. Ohne Zweifel ist sie auch eine Qualität für sich. Leicht ausgezeichnet, weil sie mit dem individuellen Stil satt gekennzeichnet ist, so dass es gar unmöglich ist diese Pianistik mit irgendein anderer zu verwechseln. Ähnlich steht mit Kompositionen.

Ohne Zweifel hat Maciej Tubis als Komponist ein außergewöhnliches Talent die Melodielinien zu komponieren, deren Fragmente lange noch im Musikgedächtnis des Zuhörers bleiben. Wie z.B. beim Thema „Diminished World“, das den ersten Teil des Konzertes abschließt und keine banale Melodie darstellt. Das ist eher eine Art Schlüssel, den Komponist dem Zuhörer herübergereichte, um die gewundenen Harmoniemäander, die Tempoänderungen und Orchestrierungsexperimente mit der unbeständigen Dominante, des Klaviers und der Kontrabasses enträtseln zu helfen.

Die wunderbare Interaktion dieser beiden Instrumente, die oft vom Schlagzeug unterstützt wird, lässt uns die nächsten Fragmente von Kompositionen genießen, in denen die Musiker sich offensichtlich gegenseitig inspirieren und das Thema frei führen, um wieder für eine Weile zum ursprünglichen Thema zurückzukommen und dann die nächste gemeinsame Improvisation zu beginnen. Recht charakteristisch ist ein Mangel an Solopartien des Kontrabasses und des Schlagzeuges, im klassischen Sinne des Wortes. Denn wenn diese schon da sind – und da sind wirklich viele –werden sie gleichzeitig vom ganzen Trio gespielt. Das verursacht keinen ästhetischen Chaos, im Gegenteil, es fasziniert durch die harmonische Ordnung und die außergewöhnliche Disziplin der auftretenden Künstler.

Die ersten drei Musikstücke, die den zweiten Teil des Konzertes anfangen, bestätigen auch diese Worte. Eine Ausnahme stellt der meisterhafte Auftritt des phänomenalen Paweł Puszczało in „Augmented Reality“ obwohl auch dieser auf den Klavier -Riffs und einen Rock Rhythmus gebenden Schlagzeug von hervorragenden Przemysław Pacan ausgebreitet wurde. Nach den Kompositionen, die für das Album „The Truth“ vorbereitet wurden, kehrte Maciej Tubis zu seiner ältesten Komposition, der „Retrospekcja”, einer schönen und stimmungsvollen Melodie zurück. Sie ist auf jedem Album präsent. Und wieder konnte man wunderbares Klavierspielen bewundern, sanft wie ein Schmetterlingsstriefen. Dann wieder „Karate“ und wieder das, was jede weitere Komposition von Maciej Tubis dominiert. Es geht um die organische Kreation der Strukturen der reinen Jazz-Kompositionen. Das entspricht voll und ganz dem, was man unter dem modernen Jazz-Idiom versteht.

Der Rhythmus lässt zum Tanzen oder zumindest zum Getrampel bewegen (beim Stück Karate hat das Publikum spontan im Rhythmus geklatscht). Dem „Karate“ folgt das stimmungsvolle „Alter Ego“, ein Beispiel für balladenhaftes Stück auf einem Meisterniveu.

Das Hitstück „Triceratops” schließt dieses magische Konzert, ausgefüllt mit unglaublich schὄner, absoluter Musik ab. Der Auftritt war meisterhaft, so dass die Wünsche einer Weltkariere wie ein Truismus lauten.

Im Herbst erscheint eine CD “The Truth”, die sicherlich eine Weltsensation wird und Maciej Tubis wieder ein großer Name in der Jazz Welt sein! Doch bitte ohne Konnotationen und Assoziationen! Maciej Tubis ist Maciej Tubis! Und es soll weiterhin so bleiben!

Das als Zugabe gespielte ”Tokyo“ -“ explodierte mit einer doppelten Stärke, schon lange hatte man einen solchen Aplaus nicht gehὄrt. So enden geniale Konzerte. Und dieses Konzert war genial!

Tomasz Pierchała

12on14 Jazz Club, Warschau